* 28. März 1954
von Martina Homma
Essay
Der ausgeprägte Prozeßcharakter von Szymańskis Werken, in denen es zur schrittweisen Gestaltwerdung eines ganzheitlichen Klangbildes (seit 1977 meist eines barocken Kanons) als Ziel der Formbildung kommt, kündigt sich bereits im Epitaph für zwei Klaviere (1974) als bis zum Ende durchgehaltene Steigerung an. Ausgehend von Einzeltönen im piano wachsen (wie später in zahlreichen Werken) nach und nach Impulsdichte, Tonzahl, Ausdehnung im Klangraum und Dynamik – bis nach über zehn Minuten (mit rasch repetierten weiten Clustern im ffff) die Kulmination erreicht ist. Auf spätere Werke weist neben dem Wachstumsprozeß auch eine sehr disziplinierte Ordnung eines eingeschränkten Tonmaterials voraus: im Epitaph als drei zueinander komplementäre Vierklänge.
Bis auf einige Schlußtakte ist das Epitaph vollständig in solchen metrumfreien „Quasi-Rhythmen“ notiert, wie sie Witold Lutosławski als „aleatorischen Kontrapunkt“ systematisierte und wie sie viele Partituren seiner Landsleute durchziehen. Vor allem Szymańskis frühe Werke stellen (wie bei Lutosławski) solche Impulsfelder satz- bzw. phasenweise der Taktordnung entgegen – von Szymańskis Suite für Flöte, zwei Violinen, Viola und Violoncello (1969) über Zehn Stücke für Streichtrio (1979), den III.Satz der Villanelle für Kontratenor, zwei Violen und Cembalo (1981) bis zu Lux aeterna (1984). Seit dem Orchesterwerk K (1972) werden beide ...